Das Land der Elfen
Es ist etwas ganz Seltenes….
Wenn im Juni hoch im Norden, nach einem Gewitter am Nachmittag, in den letzten Sonnenstrahlen ein Regenbogen erscheint,….
Der Vollmond am Himmel sein mattes Licht spendet, dann fällt Sternenstaub golden glitzernd am Ende des Regenbogens auf die Erde.
Nur die mutigsten der Bienen, Hummeln, Libellen und Schmetterlinge baden dann im schillernden Wasser des Regenbogens, während das Mondlicht sanft sein mildes, goldenes Licht spendet.
Dann, und nur dann, entstehen diese wundersamen Geschöpfe, die man Elfen nennt. Zart und zerbrechlich wirken sie und besitzen doch so viel Mut und Tapferkeit. Es ist ein magischer Moment, wenn sie sich in die Lüfte erheben und im glänzenden Sternenstaub einen bunten, strahlenden Reigen zu tanzen.
Nähere Dich vorsichtig und leise, dann kannst Du sie manchmal in den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne auf einer bunt blühenden Waldwiese beobachten. Aus Glockenblumen und Krokussen trinken sie süßen Nektar, fliegen von Blüte zu Blüte und baden im frischen Morgentau des jungen Tages.
Niemals darf man sie durch laute Geräusche stören, oder gar versuchen sie zu festzuhalten, sie würden sterben und sich in ganz gewöhnliche Bienen, Libellen oder Schmetterlinge zurückverwandeln. Bei Dunkelheit verstecken sie sich oft hinter den Wurzeln eines alten Baumes oder im dichten Blätterdach des Waldes und schlafen. Erst der Neue Tag weckt sie mit seinem sanften Licht am Morgen. Sie wärmen sich in der aufgehenden Sonne und erobern den neuen Tag.
Island war die Heimat unserer kleine Elfenfamilie. dort lebte sie, umgeben von Felsen und Wäldern auf einer wunderbar duftenden Blütenwiese. Der vergängliche Regenbogen hatte ihnen ihre Fröhlichkeit und Unbekümmertheit gegeben, der große Vollmond, der schon so viele Jahre am Himmel steht, hatte ihnen ein langes Leben beschert. Elfen können bis zu tausend Jahre alt werden. Mit ihren 300 Jahren waren sie gerade in der Jugend ihres unbeschwerten Lebens.
Unsere Elfen, das waren:
„Bella“, die Schöne. Der Regenbogen hatte es gut mit ihr gemeint und wir alle freuten uns über ihre Grazie und Eleganz.
Einst war sie eine wunderschöne Libelle, die immer nah am Wasser durch die Lüfte schwirrte, schillernd wie ein wunderschöner Smaragd. Ihr sonniges Gemüt und ihre Unbekümmertheit waren eine Bereicherung für die bunt blühende Wiese.
Was auch immer es zu entdecken gab, Bella war stets die erste, die es probierte. "Das müsst ihr erleben, das ist sooo schön!" Und schon war sie wieder unterwegs, um Neues zu entdecken.
Da war „Mira“, die Wunderbare. Sie fand immer die richtigen Worte und unterhielt uns mit ihren spontanen Einfällen. Sie war einfach wunderbar, man musste Sie einfach lieben.
Eine kleine neugierige Biene war sie vor ihrer Verwandlung. Sie schwirrte von Blüte zu Blüte auf der Suche nach ihrer Leibspeise: Blütennektar.
Kein Wunder also, dass sie der Feinschmecker unter den Elfen war.
"Das müsst ihr probieren, es schmeckt einfach köstlich," hörte man sie leise flüstern und Du konntest sehen, wie Sie genußvoll ihre kleinen Fingerchen abschleckte.
„Cordatis“, der Herzliche. Ein sanftes, liebenswertes Gemüt zeichnete ihn aus. Der Mond hatte ihm seine Sanftmut geschenkt und er war einfach nicht aus der Ruhe zu bringen.
Früher war er ein Schmetterling, der es genoss vom Wind durch die Lüfte getragen zu werden, der von Blüte zu Blüte gaukelte, sich hoch in die Lüfte tragen ließ, wohin der Wind ihn gerade entführte. Gerne sah er die Welt von oben. Er blieb besonnen und ruhig, wenn alle durcheinander redeten.
… und da war ich. Sie nannten mich „Lunica“, das kleine Möndchen. Das lag daran, dass ich immer strahlte wie der gute Mond, - vielleicht auch, weil ich so ein rundliches Gesicht hatte, wie der Vollmond.
Ein bisschen verspielt, das kam daher, dass ich noch eine ganz junge kleine Hummel war. Am liebsten flog ich ganz ohne Plan gerade dahin, wonach mir der Sinn stand. Kaum hatte ich ein Schlückchen Nektar probiert, flog ich schon ein paar Blüten weiter. Wer konnte schon wissen, ob der Nektar dort nicht noch süsser schmeckte?
Menschen verirrten sich nur selten in unser Tal, da es sehr weit von den Siedlungen der Menschen entfernt lag. So blieben wir lange Zeit ungestört…
Wir „eroberten“ Tag für Tag jede Blüte aufs neue, spielten Verstecken zwischen den Felsen und bei Nacht, ….. hatten wir eine tolle Unterkunft zwischen den mächtigen Wurzeln einer großen Eiche gefunden, die mit ihren 800 Jahren schon viel älter war, als wir selbst.
Alles war wundervoll und hätte immer so weiter gehen können, wenn da nicht….
Aber das ist eine andere Geschichte.