Die weise Eule.


Cordatis erreichte am frühen Abend die Moorwiese. Es war eine weite Reise für eine Elfe, er war sehr erschöpft, als er auf der Moorwiese ankam. Alle freuten sich über seinen Besuch: "Du musst uns erzählen, wie es auf eurer Bergwiese ist, wie es euch geht und was ihr dort alles erlebt habt."

Cordatis berichtete und erzählte auch von den Kobolden, die sehr gefährlich für sie waren. Dann bat er sie um Hilfe, um sich gegen die Kobolde wehren zu können.

"Das wird nicht einfach", sagte der Elfenmann: "Die Natur ist nicht gut oder böse, gut oder böse ist nur das, was wir tun." Dann erzählten sie ihm von der weisen Eule, die über ihnen wohnte. Eines Tages fanden sie die Eule, sie hatte sich in einem Netz verfangen, das jemand als Falle ausgelegt hatte. Natürlich hatten sie Angst vor dem großen Vogel! Dann nahmen sie all ihren Mut zusammen, zerrissen Schnürchen um Schnürchen, bis sich die Eule selbst befreien konnte.

"Sie war uns sehr dankbar und lebt jetzt über uns ganz oben im Baum. Täglich passt sie auf uns auf, damit uns niemand ein Leid zufügen kann und oft schon hat ihr Rat uns sehr geholfen. Lass uns hinauf zur Eule fliegen und sie um Rat fragen."

Cordatis war etwas ängstlich, noch nie hatte ihm eine Eule etwas getan, sie interessierten sich nicht für so kleine Lebewesen wie Elfen, aber Respekt hatte er schon vor so einem großen Vogel.

Sie flogen hinauf zur Eule. "Was kann ich für meine Freunde tuhun?" fragte die Eule. Cordatis erzählte von den Kobolden und speziell von Araxa, die ihr kleines Möndchen fast getötet hätte.


Die Eule hatte aufmerksam zugehört, dann sagte sie: "Das ist nicht guhuut, das ist nicht guhuut." Dann schloss sie die Augen und dachte nach. Schweigend wartete Cordatis, bis die weise Eule sprach:

"Die Natuhuur, die Natuhuur, hat für alles auch das Gegenteil erschaffen, für hoch gibt es tief, für mutig gibt es ängstlich, das ist guhuuut, das ist guhuut. Der Kobold kann hoch springen, aber ich habe selbst gesehen, wie das Moohor sehr große Wesen festgehalten und verschlungen hat, bedenke es guhut, und sei auf der huuhut. Das ist guhuut, das ist guhuut."

Das war eine lange Rede für eine bedächtige Eule. Dann schloss sie die Augen und war eingeschlafen.

 

Cordatis flog hinunter und setzte sich auf einen dieser roten Steine, welche die Menschen Eisenerz nennen und dachte über die Worte der weisen Eule nach. Er sah, wie ein kleiner Zweig aus dem Moor ragte, versuchte ihn herauszuziehen, vergeblich! Er sah den roten Staub um den Stein herum liegen, doch das Moor konnte ihn nicht festhalten. Jetzt verstand er, was die Eule gemeint hatte.

Er benetzte seine Hände mit dem roten Staub, formte eine Kugel aus Moorschlamm und der Mooschlamm klebte nicht an seinen Händen. Schnell formte er acht von diesen Kugeln und rollte sie auf das große Blatt einer Linde. Dann verabschiedete er sich von seinen Freunden, wollte das Blatt mit den Kugeln, die er Blubber genannt hatte, hochheben... aber es war viel zu schwer.

Er nahm etwas Sternenstaub, streute ihn über das Blatt, und es wurde so leicht, dass es fast von alleine schwebte. Jetzt wurde es aber Zeit nach Hause zu fliegen.

Das war eine stürmische Begrüßung: "Wir haben uns schon Sorgen um Dich gemacht", sagten die anderen. "Araxa hat jeden Tag im Schatten eines anderen Baumes gelauert, aber wir haben sie immer entdeckt und sind ihr ausgewichen. Tag für Tag kam sie unserer Eiche ein Stück näher!"

"Das ist nicht guhuuut", sagte Cordatis und musste lachen. Er klang schon fast wie die weise Eule."Aber jetzt lasst uns schlafen, morgen wird ein anstrengender Tag, und wir brauchen unsere ganze Kraft."

Am nächsten Tag warteten sie bis Araxa aus Langeweile eingeschlafen war, dann flogen sie hoch in die Birke unter der sie schlief. Jeder hatte sich mit zwei Blubberkugeln bewaffnet und auf Komando warfen sie die Blubber auf Araxa. Diese wurde wach und sagte ärgerlich."Was soll der Blödsinn, glaubt ihr, dass mich diese kleinen Steinchen beeindrucken? Wartet, gleich spring ich hoch zu euch und dann kenne ich keine Erbarmen!" rief sie mit ihrer krächzenden Stimme.

Doch was war das? Die Blubber waren zerplatzt und der Moorschlamm hielt ihre Wurzeln fest am Boden.

"Macht mich sofort los, oder ihr werdet es bereuen", rief Araxa. "Ich werde euch alle vernichten!" Doch die Elfen kümmerten sich nicht darum, sondern flogen hinüber zu ihrer Blumenwiese.

Die Sonne stieg hoch am Himmel und Araxa bekam Durst. Das Blitzen ihrer Augen wurde matter und matter. Ihre Stimme wurde schwächer und schwächer...

Doch das ist die nächste Geschichte:

Eine seltsame Freundschaft