Ein neues Zuhause.


Die Elfen waren in ihre Höhle geflüchtet, nur Möndchen war mal wieder viel zu weit weg geflogen und schaffte es nicht mehr zurück. Gerade noch konnte sie eine Krokusblüte erreichen, schlüpfte hinein und versuchte sich ganz klein zu machen.

Elfen sind zwar klein, aber ganz in einer Krokusblüte zu verschwinden, das gelang unserem Möndchen nicht.

Schritt für Schritt kamen die Bergschuhe näher. "Was ist denn das für eine seltsame Blüte?" Die Stimme klang laut wie Donner in ihren Ohren. Schon näherte sich eine Hand ihrem Versteck. Die Hand wurde größer und größer, dann pflückte sie die Krokusblüte und legte sie in die andere riesige Hand.

Möndchen fiel heraus.

 

"Hast Du dir weh getan?" donnerte die Stimme. Möndchen stand auf und die Hand ging höher und höher vor das Gesicht des Jungen. Jetzt ist es vorbei mit mir, dachte Möndchen, jetzt wird er mich fressen!

Doch die Stimme sagte: "Eine Elfe ! "

"Ich habe schon von euch gehört, aber noch nie habe ich eine Elfe gesehen. Wohnst Du hier auf der Wiese?"

Möndchen nahm all ihren Mut zusammen und rief so laut sie konnte: "Ja, ich wohne hier." Aber ihre Stimme war viel zu schwach, der Junge konnte sie nicht hören.

Laut wie Donner sprach er weiter: "Wenn Du hier wohnst, dann zeige mir bitte, wo Du wohnst. Ich suche Futter für mein Kaninchen, aber ich möchte doch nicht Deine Heimat zerstören. Ich kann das Futter ja auch an einer anderen Stelle schneiden.

Möndchen flog einen großen Kreis um die Wiese. Der Knabe sah ihr aufmerksam zu. Dann flüchtete sie aber doch ängstlich in die Höhle zu den anderen.

Von draußen donnerte die Stimme: "Keine Angst, ich werde Deine schöne Wiese nicht anrühren. Aber, wenn ich darf, würde ich Dich gerne ab und zu besuchen."

Mönchen fasste wieder Mut und flog zurück zu dem Jungen, setzte sich vor ihm auf ein Schneeglöckchen und sah zu ihm hoch. "Du hast doch keine Angst vor mir, oder?" donnerte die Stimme. Möndchen hielt sich einen Flügel vor den Mund und einen an ihre Ohren. "Bin ich etwa zu laut?" flüsterte der Junge. Das klang schon deutlich angenehmer.

Jetzt kamen auch die anderen aus der Höhle.

"Oh, eine ganze Familie von Elfen." flüsterte er. "Das ist toll! Noch nie habe ich eine Elfe gesehen und jetzt gleich vier Elfen. Darf ich euch denn ab und zu besuchen?"

Möndchen flog auf seine Schulter. "Das nehme ich mal als ein JA" sagte der Junge. "Ich wäre sehr glücklich mit euch befreundet zu sein."

Dann drehte er sich um und ging aus dem Tal, um sein Kaninchenfutter an einer anderen Stelle zu suchen. Cordatis sah Möndchen an:

"Irgendwie hast Du etwas Besonderes an Dir, Kobolde sind Deine Freunde und jetzt hast Du auch noch die Freundschaft eines Menschen errungen. Gut dass wir Dich haben. Es sind anscheinend doch nicht alle Menschen so rücksichtslos wie die, welche uns aus unserer alten Heimat vertrieben haben."

"Ja," sagte Möndchen, "die Natur hat es so eingerichtet, dass sie zu allem auch immer das Gegenteil hervorgebracht hat, so hat es uns die weise Eule gelehrt."

Jede Woche besuchte der Junge seine Elfen, blieb eine Weile, sah ihnen zu und freute sich an ihrer Unbekümmertheit und ihrem Frohsinn, aber niemals sprach er mit anderen über seine Elfen. Das, so glaubte er, war der beste Schutz für sie. Und er würde auf sie acht geben, das hatte er sich fest vorgenommen.

Es wurde eine schöne Zeit auf der Bergwiese, doch dann...

Aber das ist schon die nächste Geschichte:


Wieder vereint