Die Entstehung der Kobolde


Unsere kleine Elfenfamilie hatte sich zum Schlafen zurückgezogen unter die großen Wurzeln der alten Eiche. Aber wir waren noch gar nicht müde. Da sagte Mira:

"Möndchen, immer wenn ich Dich so ansehe, muss ich an unser Bad im schillerden See des Regenbogens denken, als der goldene Mond in den See eintauchte. Das war wirklich ein magischer Moment." Die anderen nickten beifällig. "..und der Tanz im glden schimmenden Sternenstaub, schön wie ein wundervoller Traum", sagte Bella. So träumte jeder vor sich hin, bis wir sanft mit unserer Erinnerung eingeschlafen waren.

Im Schutz der großen Eiche keimten ein paar Samen, welche die Vögel beim Picken in den Ästen hatten fallen lassen. Diese hatten fasziniert den Worten gelauscht. Nach einer Weile sprach einer dieser Setzlinge ganz leise zu den anderen:

"Ist es nicht ungerecht ? Wir werden mit unseren Wurzeln tief im Moor immer an der gleichen Stelle stehen müssen und immer nur die gleiche Landschaft sehen, während die Elfen die ganze Welt entdecken können!" Die anderen pflichteten ihm bei: "Das ist halt unsere Bestimmung in der Natur!", sprach ein anderer.

Nichts hätte sich daran geändert, wäre da nicht an diesem Nachmittag ein Gewitter mit einem großen, schön schillernden Regenbogen entstanden, der direkt an der Eiche endete. Es war als wolle der Regenbogen nachsehen, was aus seinen "Kindern" geworden ist. Auch dieses mal entstand am Ende des Regengogens ein kleiner glänzender Tümpel.

"Streckt schnell eure Wurzeln, so weit ihr könnt", sagte der Setzling, "vielleicht können wir ja vom Wasser des Regenbogens trinken!" Sie streckten ihre feinen jungen Wurzeln weiter und weiter, bis sie den schillerden Tümpel erreichten und tranken gierig das Wasser.

Kaum hatten sie getrunken, fühlten sie sich leichter und leichter, ihre Wurzeln verließen den Boden und wurden zu kleinen Füßen. Schnell liefen sie zum Tümpel, stürzten sich hinein und badeten übermütig im schillerden Wasser.

Auch das wäre kein Problem gewesen, wenn da nicht eine Wolke den sanften, guten Mond hinter sich  verborgen hätte. Grün schimmernde Nordlichter irrten geheimnisvoll tanzend am Himmel umher und bildeten einen unsteten Reigen aus Licht und Formen. Sie spiegelten sich im Wasser und es sah aus, als würden sie den See zum Glühen brinen. Die Setzlinge bemerkten es nicht in ihrem Eifer, sich gegenseitig zu überbieten.

Nein, fliegen konnten sie nicht, aber laufen und springen bis in die Krone der alten Eiche. Dort wo bei ihnen Triebe und Knospen waren, entstanden "Augen", die ein setsames grüngelbes Leuchten ausstrahlen, wie die irrenden Lichter des Nordens, die geheimnisvoll am Himmel tanzten. Wenn sie Ihre Augen öffneten, funkelte darin jenes unheimlich wirkende Licht, das aussah, als würden grün gelbe Blitze aus ihren Augen schießen.

Die Kobolde waren geboren. Nichts wie Schabernack und Unfug im Sinn, begannen sie sofort sich zu amüsieren. Nichts war schöner, als andere mit böser Magie zu erschrecken. Das waren sie, die vier unheimlich wirkende Kobolde:

Da war Arbora, einem Baum noch am ähnlichsten. Bedächtig bewegte sie sich, spielte anderen Streiche, immer darauf bedacht, nur zu erschrecken,aber niemanden dabei ernsthaft zu verletzen.

Sie liebte es, ihr Spiegelbild im Wasser zu betrachten, dabei öffnete und schloss sie ihre Augen, um das Glühen in ihren Augen im spiegelndem Wasser zu bewundern und zu vervollkommnen.

Nein, Schnelligkeit und hohe Sprünge waren nichts für sie. Am Wegrand zu warten,bis jemand vorbei kam, dann plötzlich die Augen weit zu öffnen, das war Ihre Art, Spaß zu haben und Schrecken zu verbreiten.


Dann war da Araxa, der es gar nicht makaber genug sein konnte. Sie konnte bis in die höchsten Wipfel springen, genoß das Überraschungsmoment und liebte ihre Scherze, je heftiger, um so besser.

Das grüne, blitzende Leuchten in den Augen wirkte bei ihr besonders stark und erschien geradezu unheimlich und böse.

Abrachus, der "Magische". Er hatte etwas geheimnisvolles, es wirkte wie eine sanfte Magie, die alle Wesen in ihren Bann zog, wenn sie in seine großen Augen schauten.

Er liebte das Überraschungsmoment, das Unvorhersehbare.

Wenn etwas ganz anders kam, als sein "Opfer" erwartete, konnte man sein knarrendes Lachen hören.

Seine "Späße" erzeugten ein kaltes Gruseln, das einem eiskalt über den Rücken lief. Geheimnisvoll und voll schauriger Magie, die jeden unwillkürlich in ihren Bann zog, so wirkte er.



Fluxia war die Kleinste von ihnen, wieselflink war sie mit ihren kleinen Beinchen, versteckte sich gerne im hohen Gras, tauchte plötzlich auf, hüpfte von einer Stelle zur anderen, wie ein kleines Irrlicht in der Nacht.

Lustig musste es sein, dann konnte man sie lachen hören, was klang, als würde der Wind in den Baumwipfeln rauschen. Huuuiii, und schon war sie wieder weg. Ein lustiger Kobold, voll Übermut, ein spaßiger Geselle, ganz anders als die anderen.


Lange Zeit sind sich Elfen und Kobolde nicht begegnet und so kam es, dass Möndchen davon träumte, einmal dem goldenen Mond, dem sie so ähnlich war, ganz nahe zu sein.

Aber, das ist eine andere Geschichte.

Möndchen auf Reisen